Dieses Gedicht ward bereits im Jahre 1823 von mir, der ich damals in Dorpat lebte, zu einer Zeit, in welcher von F. Schubert, wenigstens in Paris und St. Petersburg*; in welchen beiden Residenzen es, unter dem Namen des Letzteren, mit französischem unterlegten Texte, als „les Adieux“, bekannt ist, noch wenig die Rede war, unter den Augen der zahlreichen Freunde meiner Muse, von denen Viele noch am Leben sind, in Musik gesetzt, und als Probe aus meinen kurz darauf (1824) erschienenen älteren Liedern abgedruckt, wie ich dies durch das Datum der von der dortigen Universität ihm ertheilten Erlaubniss zum Druck beweisen kann. So ehrenvoll es auch nun für mich sein muss, wenn mein einfaches, für jeden Kenner im Character den Schubertschen wenig, dagegen aber dem deutschen Originaltext weit mehr, als dem unterlegten französischen entsprechendes Lied für eines von jenem nunmehr verklärten Meister gelte und als solches Aufnahme finden konnte – was indessen lediglich auf die Rechnung irgend eines Pariser Musikverlegers kommt, der das h.z.T. in Frankreich und England nur zu häufig vorkommende sehelmenwerthe Verfahren nicht scheute, einen erst auf Anerkennung harrenden Namen gerade, zu mit einem von bereits begründeten Rufe zu vertauschen, und jenen leichtsinniger oder boshafter Weise um seinen bescheidenen Lorbeer zu berauben, so finde ich mich doch, als wahrer Verfasser dieses Liedes, nach so manchen Jahren endlich veranlasst, dasselbe als das meinige vor der musikalischen welt in Anspruch zu nehmen. Suum cuique! Meine neueren Liedereompositionen mögen am besten beweisen, in wie fern ich jener früheren Leistung fähig war oder nicht, und ob ich meinerseits ein Interesse haben konnte, mich mit fremden Federn zu schmücken. Möge man mir also glauben oder nicht: ich sage nun mit reinem, nicht unfreudigen Bewusstsein: anch’ io sono pittore! ----
A. v. W.
* Anmerkung. Ist auch in neuester Zeit in Berlin durch Döhlers Transcription bekannt geworden. Dies Lied ist auch für Pianoforte allein erschienen.